Das Canon EF 500 f4 L IS USM als Spektiv und Teleskop

Um das Reisegepäck gering zu halten kam mir die Idee das EF 500 von Canon, das auf jeden Fall mit auf die Reise musste, kam mir die Idee es auch als Spektiv bzw. Teleskop nutzen zu können.
Da der Backfokus äusserst knapp bemessen ist (ca. 45 mm) gibt es nur zwei Möglichkeiten ein Okular zur Beobachtung anbringen zu können:

  1. ohne weitere Brennweitenverlängerung als Geradsichtspektiv
  2. zusammen mit einer 2x Barlowlinse und einem Zenitprisma oder einem Amiciprisma

Als Adapter habe ich einen vorhandenen low cost EF Bajonettadapter geommen, hab diesen ein wenig abdrehen lassen und habe ein verkürzten Adapter 2“->T2 aussen mit 2-Komponentenkleber angebracht. Den Bajonettring habe ich von einem Soligor Zwischenring.
Insgesamt hat der EF->T2 aussen Adapter eine Baulänge von nur 25 mm und ist damit kürzer (und billiger) als die spärlich verfügbaren kommerziellen Produkte. Eine Verriegelung des Adapters am Bajonett ist ebenfalls vorhanden und auch dringend notwendig. An das T2-Aussengewinde wurde eine kurzbauende 1,25“ Klemmung von TS angeschraubt, die dann das Okular oder ein Zenitprisma mit angeschraubter Barlowlinse und Okular aufnehmen kann. Durch den zusätzlichern Lichtweg bei Benutzung eines Prismas ist eine 2x Barlow notwendig um den Fokus nach aussen zu verlegen.
Folgende Brennweiten bzw. Austrittspupillen ergeben sich mit zwei ausgewählten Okularen:

 

Okluar

Barlowlinse

Effektivbrennweite

Vergrösserung

Austrittspupille

32 mm Plössl

keine

500 mm

16x

8 mm

22 mm LVW

keine

500 mm

23x

5,5 mm

32 mm Plössl

2x

Ca. 1400 mm

64x

2 mm

22 mm LVW

2x

Ca. 1400 mm

44x

2,8 mm

 

Speziell in Geradsichtkonfiguration und mit 23mm Plössl lassen sich unter sehr dunklem Himmel (z.B. Namibia) hervorragend Spaziergänge in der Milchstrasse unternehmen. Die Bildqualität ist nur als vorzüglich zu bezeichnen. Kaum Randunschärfen und durch die geringe Vergrösserung hat man ein weites Sehfeld. Mir ist kein APO mit 125 mm Frontlinsendurchmesser und 500 mm Brennweite bekannt, mit dem so etwas möglich ist!
Die Qualität des Bildes bei Planetenbeobachtung kommt an mein TMB 115/805 heran, auch wenn das allerletzte Fünkchen an schärfe gegenüber dem 3-linsigen APO-Objektiv doch fehlt, hat doch EF 500 14 Linsen. Die intra- und extrafokalen Sternscheibchen zeigen durchaus Unterschiede – im Gegensatz zu dem fast perfekten TMB-APO, die allerdings  nur in hochvergrößernden Grenzsituationen bemerkbar werden.

Durch die Verlängerung des Backfokus mit einer Barlow hat man sogar genügend Lichtweg, um ein Baader Maxbright Bino anzuschrauben. Durch den enormen Abstand zwischen Barlow und Okularen hat man allerdings eine Effektivbrennweite von ca. 3000 mm. Diese Konfiguration eignet sich nur für die Planetenbeobachtung. Von der Qualität wr ich erstaunt. Auf Staun zeigen sich Details des Ringes und dessen Schattenwurf auf die Wolkenoberfläche, wenn auch hier das finale Quäntchen an Kontrast fehlt.

Bei der Tagbeobachtung hat man durch Verwendung einer Barlow, eines Amiciprismas (William Optics) und des Vixen VVW 22 mm Okulars ein Spektiv von beeindruckender Leistungsfähigkeit. Kaum größer als ein normales Spektiv für die Naturbeobachtung hat man bei ca. 60x Vergrösserung immerhin noch ausreichende 2 mm Austrittpupille und damit ein helles sehr kontrastreiches Bild. Kein mir bekanntes Spektiv reich dort heran. Durch die hohe Vergrößerung muss man allerdings etwas zeit für das Finden der Objekte in Kauf nehmen und sich schnell bewegende Singvögel beispielsweise sind als Beobachtungsziel weniger geeignet.
Vorteil des EF 500: mit wenigen Handgriffen ist das Okular abgenommen und die Kamera aufgesetzt um mit besten Bildschärfe Fotos machen zu können.
Wer gewohnt ist durch den dunklen Kamerasucher zu schauen wird von dem hellen kontrastreichen Bild bei Verwendung eines Okulars an dem Tele begeistert sein!

Auch das Ef 100-400 L IS USM kann als Spektiv herhalten. Hier kann man ein wesentlich grösseres Bildfeld erzielen, wenn man den Zoom auf 100 oder 200 mm stellt. Die Austrittspupille wird aber nicht besser werden als beim EF500 auf Grund der kleineren Offenblende des EF 100-400. Die Bildqualität ist auch noch gut, aber sichtbar (!) schlechter als beim EF500.