ASA 10" f3.6 Astrograph


Der Neuzugang in meinem Gerätepark: ein ASA Astrograph mit 10" Öffnung, 3"-Wynnekorrektor und f3.6 Öffungsverhältnis. Der ASA gilt als DAS Gerät für die Astrophotographie mit schnellem Öffnungsverhältnis und großem korrigiertem Bildfeld. Die Österreicher lassen sich das gut bezahlen. Die Frage stellt sich nach dem Warum - es gibt viele andere Geräte auf dem Markt, billiger, kleiner leichter. Dazu kurz die Anforderungen, die ich habe:

  • Das Gerät sollte ca. 1000mm Brennweite haben, um damit neben Nebelgebieten, die teilweise schon über einen Refraktor mit 500 f4,3 abgedeckt werden, auch Galaxien und planetarische Nebel aufnehmen zu können.
  • Die Lichtstärke sollte möglichst groß sein, damit in lichtverschmutzer Umgebung möglichst viele Bilder mit sehr gutem S/N aufgenommen werden können. Nur so lassen sich schwache Objekte vom aufgehellten Hintergrund hervorheben und Schmalbandfilter verwenden. f4,5 oder besser ist erforderlich.
  • Die Vignettierung muss möglichst gering ausfallen, weil diese bei extremer Lichtverschmutzung kaum noch zu korrigieren ist. Dazu muss das Gerät APS-C mit möglichst wenig Randabfall ausleuchten. Ein 3" Korrektor ist hier notwendig, sowie bei einem Newton ein entsprechend dimensionierten Fangspiegel.
  • Der Komakorrektor des Newtons muss mit einem möglichst stabilen OAZ verschraubbar sein; ansonsten ist Verkippung unvermeidlich. Alle weiteren mechanischen Komponenten müssen ebenfalls stabil aber auch leicht sein.
  • Last but not least: das ganze muss bezahlbar bleiben.

Eins fällt sofort auf: gegen meinen bisherigen 10" f5 TS Imaging Newton, mit dem ich nur wenige brauchbare Bilder zaubern konnte, ist der ASA 10" geradezu kompakt in den Abmaßen und belastet die Montierung deutlich weniger. Nur knapp 1 m lang ist das Gerät und ca. 12 kg schwer. Trotzdem ist beim Aufstellen schon deutlich geworden: dies ist kein Gerät für den ständigen transportablen Einsatz. Sorfältigste Kollimierung mit den CatsEye Tools ist absolute Pflicht. Das Austarieren der Montierung ist wegen des schweren und stabilen OK3-Okularauszuges nicht ganz einfach. Und der motorisierte Okularauszug erfordert weitere Kabel für USB und Stromversorgung. Dafür ist das Gerät wirklich solide gefertigt, mit sauber gefrästen Anbauteilen und einem glatten edlen Carbontubus in Sandwichbauweise mit 6 mm Wandstärke. Da dieser aus 2 Hälften gerfertigt ist, sind die roten Stabilisationsringe an den Tubusenden notwendig.

Optisch sieht das Teil edel aus. Was bei den Schweizern die Luxuscronographen darstellen, ist für die Österreicher dieser Astrograph, zumindest für die Sternfreunde ;-)

Beim Kollimieren mit den schon früher am 10" f5 Newton erfolgreich eingesetzten CatsEye Tools stösst man aber schon auf das grösste Problem dieses schnellen Newtons. Einmal vermeintlich sauber kollimiert zeigen sich bei Probeaufnahmen am Sternfeld trotzdem noch leicht ovale Sternscheibchen (zugegebenermaßen nur bei 100% Ansicht sichtbar). Die Toleranz, die die Kollimation mit dem Autokollimator der CatsEye Tools zulässt, kann schon ausreichen um nicht zufriedenstellende Bilder zu erhalten. Hier ist Fingerspitzengefühl und Erfahrung notwendig um perfekt zu kollimieren. f3.6 lässt keinen Spielraum für Fehler.

Die Adaptierung einer CCD-Kamera mit M48 oder T2-Anschluss und kleinem Auflagemaß (Abstand Bildsensor, Aufnahmegewinde) stellt kein Problem dar. Die Kamera lässt sich mit Adaptern am Wynne Korrektor fest verschrauben. Dies ist auch notwendig um jegliches Verkippen zu vermeiden; wenige µm reichen schon aus um Bildfehler hervorzurufen. Problematisch wird es aber bei Canon DSLRs. Hier steht grundsätzlich der integrierte Blitz z.B. einer Canon 1000Da im Weg. Das liegt daran, dass ASA den Wynne-Korrektor mit dem Kameraadapter über ein sog. Sternrad mit dem Okularauszug verschraubt. Das Sternrad hat selber ein Gewinde und diese nimmt ca. 10mm Backfokus am Kameraadapter in Anspruch. Von den 58 mm Backfokus des Wynne-Korrektors bleiben dann noch 48 mm. Will man dann die EOS mit dem Kameradapter verbinden stösst der Blitzschuh an das Sternrad. Eine mehr als unglückliche Lösung....Bei ASA angefragt wurde mit eine spezielle Lösung vorgeschlagen, bei dem der Wynne-Korrektor statt verschraubt nun im Okularauszug geklemmt wird - unerwünscht wie ich schon weiter oben beschrieben habe. Von den angebotenen Preisen für diese Lösung mal ganz abgesehen.....Zudem habe ich eine solche Lösung von ASA weder auf einem Bild noch in Natura je gesehen.

Auch mehr als problematisch ist die Adaption eines Off-Axis Guiders. Hinter dem Wynne-Korrektor ist einfach nicht genügend Platz für einen Off-Axis Guider wie den TSOAG9 mit gerade mal 9 mm Lichtweg. Auch hier nimmt das Sternrad den eforderlich Platz weg. Bei der ASA-Barlow hätte am mit 121 mm Backfokus genügend Platz; aber der von ASA gefertigte Verlängerungstubus zwischen Barlow und Kameraadapter frisst den gesamten Backfokus wieder auf. Hier hätte ich mir ein doch besser durchdachtes Adaptionssystem gewünscht. Um diese probleme zu umgehen habe ich mir eine kleine Tischdrehbank angeschafft und selber einen Off-Axis-Guider für den Wynne-Korrektor angefertigt. Hier der Link zum dem Bericht:

=> Selbstgedrehter Off-Axis Guider für den ASA Wynne Korrektor!

 

Bezüglich der Ausleuchtung kann ich sagen, dass der ASA den bisherige TS Imaging Newton um Längen schlägt. Letzterer hatte trotz gegenteiliger Herstellerbekundungen einfach nicht genügend Ausleuchtung für APS-C. Die starke Vignettierung ließ sich auch mit Flats nicht zufriedenstellend beseitigen. Beim ASA ist der Randabfall bis APS-C nahezu vernachlässigbar.

Ein Problem bleibt allerdings: durch das extrem schnelle Öffnungsverhältnis ist die Tiefenschärfe des Systems sehr gering. D.h. schon kleinste Abweichungen von der ideal Fokusposition von ca. 50µm führen dazu, dass die Sternscheibchen unscharf aufgebläht ausschauen. Der elektrische ASA-Fokussierer ist hier absolut erforderlich um genau und reproduzierbar zu fokussieren. Leider aber spielt die Kamera nicht mit. Der Bildsensorchip kann fertigungstechnisch bedingt nur mit einer Genauigkeit von ca. +/- 0,5° Kippung in das Gehäuse des Sensors aufgeklebt werden. Dieses Gehäuse wird dann auf die Platine und in die Kamera verbaut. Auch wenn alle anderen Elemente verkippungsfrei sind, reicht die Verkippung des Chips selbst schon aus um unscharfe Ecken zu produzieren. Ich selbst habe zwei Kameras mit einem Kodak/TrueSense KAF-8300 Chip getestet. Beide Kameras hatten einen verkippten Bildsensor. Mit einem interferometrischen Profilometer aus einem Prüflabor habe ich einen Chip vermessen und konnte eine Verkippung von ca. 100µm entlang der Chipdiagonalen feststellen. Daraufhin habe ich die Kamera getauscht. Auch der zweite Chip war verkippt, aber weniger stark. Beide Sensoren lagen allerdings noch in der von Kodak erlaubten Toleranz von max. 1° Verkippung. Den Kamerahersteller trifft hier übrigens keine Schuld. Er baut die Sensoren plan in sein Gehäuse ein.

In der Praxis bedeutet dies, daß sehr genau der ideale Fokuspunkt in der Sensormitte getroffen werden muss, damit an den Bildrändern die Sterne noch scharf erscheinen. Es hat sich bewährt auf die Spikes heller Sterne in der Bildmitte zu fokussieren. Dies ist mit etwas Übung mit einer Genauigkeit von ca. +/-20µm möglich. Dabei verwende ich den Grünfilter der Kamera, der ungefähr in der Mitte des aufgenommenen Spektralbereiches aller Filter liegt. Trotzdem bleibt die Fokussierung eines so schnellen Systems eine trickreiche Aufgabe, die viel Erfahrung benötigt.