OffAxis Guider an einem Canon Supertele

Neben teuren und auch schweren APO-Refraktoren für die mobile Astrophotographie bieten sich auch Teleobjektive an. Speziell von Canon gibt es einige astrotaugliche Teleobjektive wie z.B. das sehr gute EF 200 f2.8 L USM. Eine Tele der ganz besonderen Art ist das Canon Ef 500 f4 L IS USM, ein sog. Superteleobjektiv, geschaffen für die Naturphotographie mit DSLRs. Dieses Tele gehört mit zum Schärfsten was Canon zu bieten hat. Nahezu perfekte Bildqualität in 3850 g Alu, Magnesium, Glas und Fluoridkristall. Das EF500 ist da Non plus Ultra für den Naturphotographen. Aber auch in der Astrophotographie schlägt sich dieses Objektiv hervorragend, wie ich ==> hier zeigen konnte, oder ==> hier.

Allerdings gibt es bei Astrophotographie mit diesem Tele ein Problem: man kann kein Leitrohr benutzen, da die Halterung des Objektives zu elastisch ist und zu differential flexing führt. Strichspuren statt Sterne sind ab Belichtungszeiten über 90 s die Folge.

Zwei Lösungswege habe ich beschritten. Zuerst habe ich das Vorderteil des Objektives mit einer Rohrschelle vorsichtig fixiert, ohne die empfindlichen Mikroschalter der AF-Stopptasten zu beschädigen oder gar das Objektiv zu verspannen. Dazu habe die in dem Bild zu sehende Aufnahme gebastelt. Der Objektivfuss kann dabei bequem per Acra-Swiss Platte in einen Novoflex-Schallwechselhalter gerastet werden

Leider reicht diese Maßnahme noch nicht. Deshaln habe ich überlegt, wo man noch einen Off-Axis Guider unterbringen könnte. Ohne genügend Backfokus bei dem Objektiv kann ja nichts dazwischen geschaltet werden. Da ich einen TSOAG9 Off Axis Guide besitze, der einen abnehmbaren Prismenfinger hat, habe ich überlegt diesen in den Schacht zu versenken, in dem normalerweise Gelfilter per Filterhalter gesteckt werden. Nur die weissen Superteles von Canon (EF200 f2, EF300 f2.8, EF400 f2.8, EF500 f4, EF600 f4 und EF800 f5.6) besitzen solch einen Schacht. Man ist hier noch weit genug weg vom Fokus um den Lichtweg in einen Off-Axis Guider leiten und eine Kamera fokussieren zu können.

Die Halterung für den Prismenfinger aus dem TSOAG9 habe ich mittels einer Plastik-Objektivschelle, die vom Durchmesser optimal um den Teil des Objektives passt und nur wenige Euro kostet realisiert. Ein gedrehter Ring aus Alu mit Scharnier wäre natürlich schöner, aber Mangels Drehbank habe ich diesen Weg beschritten.

Ein passendes Loch ist schnell in die Plastikschelle geborht und gefeilt und der Prismenfinger wurde dann so weit in die Schelle gesteckt bis man den Bildrand des Objektives erreicht, ohne aber die Abbildung auf den Hauptchip der DSLR zu stören. Im Flatfield-Bild ist hier keine sichtbare Abschattung zu erkennen.

Fixiert wurde der Prismenfinger mit 2-Komponentenkleber. Der aufgesteckte T2-Adapter wurde dann noch mit einer Verlängerungshülse und einer Klemmvorrichtung für 1,25" versehen und nimmt später eine Starlight XPress Lodestar Autoguiderkamera auf. Die gesamt Konstruktion ist völlig reversibel und beschädigt das wertvolle Tele nicht!

In der Praxis kann man sagen, dass diese Konstruktion perfekt funktioniert. Man erreicht mit dem Lodestar so gerade eben den Fokus und kann dann auf einen Leitstern nachführen, während die DSLR das Bild aufnimmt. Belichtungszeiten bis 20 min sind kein Problem.

Das EF500 wird damit zur ultimativen Astrowaffe für sehr gute Bildergebnisse bei verhältnismäßig kurzen Belichtungszeiten und kaum Gewicht. Damit kann man auch eine sehr leichte Montierung, wie z.B. eine Vixen Superpolaris als Nachführplattform wählen. Diese würde einen 4,5" APO mit 500 mm Brennweite und sicherlich über 5 KG Gewicht nicht halten können.